Dieser Workshop, der zum Ziel hatte, den Austausch zwischen Doktoranden der Musikethnologie auf internationaler Ebene zu fördern sowie kritische Debatten zu rezenten musikethnologischen Forschungen anzuregen, wurde von den Musikethnologie-Professoren Raimund Vogels (Hannover) und Philip Bohlman (Chicago) initiiert. Nach der Vorstellung der Promotionsprojekte an den ersten beiden Tagen, wurde am dritten Tag auf der Grundlage einer Literaturliste über Aufgaben, Methoden und Desiderate der gegenwärtigen Musikethnologie diskutiert. Die Referate wurden unter den Sektionen „Music and Institutions“, „Music and Identities“ und „Music and the Urban“ zusammengefasst.
Die Promotionsthemen reichten von der Idenitätsbildung in der iranischen Underground-Rockmusik, über europäische World Music Festivals und die Einbindung traditioneller Musik in den Weltmusikmarkt, bis hin zu den Konsequenzen der Gentrifizierung in Palermo und zur musikalischen Repräsentation transnationaler Räume (Berlin-Istanbul). Theoretisch stützten sich die Projekte auf die postkoloniale und die feministische Theorie (Konstruktion von Differenz), auf inzwischen klassische Ansätze Clifford Geertz‘ (Bedeutung als aktiver Interpretationsprozess) und Victor Turners(Social Drama,Communitas). Darüber hinaus fanden verstärkt die neuen Medien (z.B. My space) und damit neue Distributionsformen von Musik und Identität Berücksichtigung. Ebenso spielten Ansätze der Globalisierung und der transnationalen Räume eine große Rolle. Ein Projekt baute auf Maurizio Lazzaratos Ausführungen zu immaterieller Arbeit auf.
Comments Off on Bericht des internationalen Doktoranden-Workshops „Ethnomusicological Research Today” Hannover, 25. bis 27. Juni 2009
Im Jahr 2010 findet wieder ein internationaler Workshop der “Musikethnologie” in Hannover statt. Ausgerichtet wird er vom Fachbereich Musikethnologie der Hochschule für Musik und Theater Hannover und dem Zentrum für Weltmusik der Universität Hildesheim.
Doktoranden im Fach Musikethnologie oder verwandten Disziplinen können sich noch bis 31. Januar 2010 für die Teilnahme bewerben. Dazu ist die Einreichung eines Abstracts notwendig.
Der Workshop wird unter der Überschrift “Current Trends in Ethnomusicological Research” stehen und wird auf Englisch gehalten. Er findet vom 23. bis 27. Juni 2010 an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover statt.
Die aktive Teilnehmerzahl ist auf 16 beschränkt. Gasthörer sind willkommen und werden gebeten ihre Teilnahme bis 1. Mai 2010 anzumelden. Gasthörer müssen alle ihnen entstehenden Kosten selbst tragen. Aktive Teilnehme werden finanziell unterstützt.
Der Workshop wird geleitet von: Prof. Dr. Philip V. Bohlman (Chicago/Hannover) und Prof. Dr. Raimund Vogels (Hannover).
Anmeldungen:
Prof. Dr. Raimund Vogels
University for Music and Drama Hanover
Emmichplatz 1
30175 Hanover
raimund.vogels@hmt-hannover.de
Tel.: +49 (0)511 31007631
Fax: +49 (0)511 31007642
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Konzertreihe: Vom 2. bis 4. Dezember 2009 im Kunstzentrum Vooruit in Gent (Belgien)
Zum Festival “China Express” hat das Kunstzentrum Vooruit in Gent Musiker aus Peking eingeladen. In der 15-Millionen-Einwohner-Metropole gibt es eine brodelnde Musikszene, mit Akteuren, die ihren Umgang mit kreativen Prozessen vor dem Hintergrund staatlicher Repressionen immer wieder neu hinterfragen.
Auf der Webseite von Vooruit heißt es, die Organisation des Festivals sei keine leichte Sache gewesen, da einige der vertretenen Musiker von der chinesischen Regierung boykottiert werden. So werden ihre Lieder z.B. nicht im chinesischen Radio gespielt.
Das Kunstzentrum Vooruit in Gent vereint diese Musiker in der drei-tägigen Konzertreihe mit chinesischen Künstlern, die in Europa leben. Vertreten sind nicht nur Musiker aus dem Pop-, Avantgarde-, Electronic und Klangkunstspektum. Auch traditionelle Musiker bestreiten das Festival. Neben virtuosen Gitarren, erklingen auch die chinesischen Zithern Quin und Guzheng.
Konkret wurden folgende Musiker eingeladen: Gong Linna, Li Huafu & Li Huaxiu, Wang Zhifang & He Jinhua, Xiao He, Wu Fei, Heleen Van Haegenborgh & Ann Eysermans, Li Tie Qiao & Lander Ghyselinck, Shenggy & Jürgen De Blonde (Köhn), Wu Na & Esther Venrooy, Yan Jun, FM3, iLoop, B6, Sulumi
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Riton la Manivelle et Môssieur Jam Session mit Kora im Baroc’
Jean im Le vieux Belleville
Belleville, einst Weinbaugebiet auf den Hügeln vor Paris, wandelte sich im Zuge der Industrialisierung zum Arbeiterviertel und wurde schließlich zu einem der Zentren der Pariser Commune. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in mehreren Einwanderungswellen Menschen aus Nordafrika (besonders sepharadische Tunesier und Berber), aus Ost- und Südosteuropa, aus Armenien sowie aus West- und Zentralafrika nach Belleville. In den 80er Jahren folgten zahlreiche Chinesen (vor allem aus Wenzhou) und Südostasiaten (Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha), die das Stadtbild massiv veränderten. Heute mitunter als zweite “Chinatown” von Paris bezeichnet, ist Belleville ein multi-ethnisches, dynamisches Viertel, welches sich über das 10., 19. und 20. Arrondissement von Paris erstreckt, wobei die Grenzziehungen je nach Perspektive voneinander abweichen können. Mit dem zunehmenden Zuzug von Bobos (Bourgeois-Bohèmes) in den Stadtteil der Arbeiterbevölkerung ändert sich nicht nur das Musikleben.
Was die Bewohner verbindet, die auf den ersten Blick isoliert nebeneinander zu leben scheinen, ist der integrative Mythe de Belleville.
Die Radioreportage möchte ein musikalisches Porträt dieses Viertels auf der Grundlage einer zweiwöchigen Feldforschung vom Oktober 2009 vorstellen. Zu hören sein werden nicht nur Konzertmitschnitte und Interviews mit den Musikern, die in den Cafés in engem Kontakt mit dem Publikum und meist ohne Eintritt spielen, sondern auch Gespräche mit den Konzertbesuchern und Barbesitzern.
Darüber hinaus besucht TINYA eine Tanzstunde, in der traditionelle Tänze Guineas vermittelt werden sowie den Verantwortlichen des Théâtre du Ménilmontant, der von den offiziellen Bemühungen um die Demokratisierung von Theater und (klass.) Musik erzählt. Auf Vollständigkeit soll es hier nicht ankommen. Vielmehr möchte die Sendung einen Eindruck vermitteln, wie einzelne Akteure ihre Musik leben und welchen Bezug die viefältigen Musikpraktiken zum Pariser Quartier Belleville – “mi-village, mi-ville” – haben.
Un grand merci du cœur à Agnès Guittet et Camilo Pardo qui ont suivi mon travail et qui m’ont inlassablement encouragé.
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Am 20. und 21. November hat der Verein PROFOLK, der Verband für Folk, Lied und Weltmusik, Geburtstag gefeiert. Seit 25 Jahren bereits vertritt PROFOLK die Interessen von MusikerInnen und Verlagen, die sich zwischen den Genres Folk, Lied und Weltmusik bewegen. In der Sendung “Radio International” auf Radio CORAX stellt Walter Wolter den Verein PROFOLK vor.
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], 21. November, 1 Uhr
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Bebop-Musik, Bücher von Jack Kerouac und endlose Reisen durch den Norden Amerikas. Güterzugtramps und Hobos – gibt’s die denn tatsächlich noch? Radio CORAX hat in seiner Sendung “Radio International” die Ethnologin Annett Mehlhorn gefragt. Sie ist im Sommer 2009 drei Monate durch die USA getourt. Sie erzählt von ihren Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen und hat eine Menge Musik von ihrer Reise mitgebracht.
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], Radio CORAX, 21. November 2009, 0-2 morgens Uhr
In der Sendung ist u.a. Musik von Brody Douglas Hunt zu hören.
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Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Mapuche relativ unabhängig auf dem Territorium im südlichen Chile und Argentinien gelebt. Als Chile und Argentinien ihre Unabhängigkeit ausriefen, wurde das indigene Volk jedoch zunehmend verfolgt und entrechtet. Ihr Lebensraum wurde durch die Vergabe von Landtiteln von der chilenischen Regierung an Unternehmen und einzelne Großgrundbesitzer massiv eingegrenzt.
Die Repressionen gegenüber den Mapuche nahmen dramatische Ausmaße an. Viele Menschen negierten deshalb die Zugehörigkeit zu ihrer Volksgruppe, um ihr Leben zu schützen. Auch Beatriz Pichi Malen ist in einer Familie groß geworden, in der über das kulturelle Erbe ihrer Vorfahren geschwiegen wurde. Weder wurde die eigene Sprache (mapudungun) gesprochen, noch die Lieder gesungen oder traditionellen Feste gefeiert. Damit gerieten viele der kulturellen Ausdrucksweisen in Vergessenheit.
Beatriz Pichi Malen macht als Sängerin bereits seit Anfang der 1990er Jahre die Lieder und Traditionen der Mapuche sowohl in Lateinamerika aber auch über seine Grenzen hinaus bekannt. In einem Interview mit TINYA beschreibt sie ihre Rückbesinnung auf die Kultur ihres Volkes. Sie erzählt, wie bis heute neue Gesänge entstehen und alte Melodien überliefert werden. Denkt zurück an ihre Begegnungen mit der Mapuche Aimé Paine und spricht über die Bedeutung der Mapuche-Namen.
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1994 wurde Beatriz Pichi Malen mit dem Preis für die beste Interpretin auf dem argentinischen Musikfestival in Cosquin ausgezeichnet. Beatriz Pichi Malen hat bisher zwei Alben veröffentlicht, Plata (2000) y Añil (2002), und gibt regelmäßig Konzerte in Lateinamerika und Europa. Sie war u.a. mit Jow Zawinul und seiner Gruppe The Zawinul Sindicate auf Tour. Dort trat sie im Vorprogramm auf.
Beatriz Pichi Malen ist außerdem regelmäßig Gast in Diskussionsrunden und Konferenzen. Sie gibt Seminare und Workshops in Schulen, die von der Kultur der Mapuche erzählen. Regelmäßig verbringt sie mehrere Wochen des Jahres im südlichen Chile. Dort, wo die meisten Bewohner vom Volk der Mapuche sind.
Das Interview wurde am 12. Mai 2009 in der Bibliothek der „Madres de Plaza de Mayo“ in Buenos Aires, Argentinien aufgenommen.
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>>> Petition für die Freilassung des politischen Gefangenen, des Musikers Lapiro de Mbanga: [hier]
Ein Satz soll in den kommenden Wochen um die Welt gehen: “In Cameroon ist der Sänger Lapiro immer noch in Haft, weil den lokalen Machthabern eines seiner Lieder missfallen hat.”
Vor gut einem Jahr, am 24. September 2008, wurde der bekannte Musiker Lapiro de Mbanga zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 420 000 Euro verurteilt. Es wurde ihm vorgeworfen, an Unruhen in seiner Heimatstadt Mbanga im Westen Kameruns teilgenommen bzw. diese angeführt und angestiftet zu haben.
Konkret wandten sich die Demonstrationen im April 2008 gegen die beschlossene Verfassungsänderung, durch die dem Präsidenten Paul Biya, der seit 1982 an der Macht ist, eine weitere Kandidatur bei den Wahlen 2011 ermöglicht wird.
Mit dem Lied „Constitution Constipée“ ist Lapiro de Mbanga gegen diese Verfassungsänderung öffentlich aufgetreten. Im Liedtext bezeichnete er die Änderung als „Bedrohung der Integrität der gesamten Nation“. Während seiner 20-jährigen Karriere als Musiker hat Lapiro in seinen Liedern laufend auf Missstände hingewiesen und Kritik an der Regierung geübt.
Das französische Weltmusikportal “Mondomix” ruft nun zu einer Solidaritätskampagne auf, um sich öffentlich für Lapiros Freilassung einzusetzen. Ein Netzwerk aus Musikern stellt aus diesem Anlass eine CD. Diese wird all jenen Menschen via Internet zugesandt, die den Aufruf zur Freilassung Lapiros unterstützen.
Dafür kann eine Petition unterzeichnet werden, oder man engagiert sich, indem man den Satz “In Cameroon ist der Sänger Lapiro immer noch in Haft, weil den lokalen Machthabern eines seiner Lieder missfallen hat.” als Audio-File aufnimmt und zu mondomix übersendet. Der Satz soll so in 100 Sprachen aufgenommen werden.
Lapiro de Mbanga aus Kamerun ist für den “Freedom to Create” Preis 2009 nominiert. Dieser wird am 25. November 2009 in London vergeben. Der mit US$125,000 dotierte Preis wird für Künstler mit besonderer Courage und außerordentlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit vergeben. Weltweit sind über 1000 Künstler aus 100 Ländern nominiert – Lapiro de Mbanga ist einer von Ihnen. Seine besondere Situation sei an dieser Stelle geschildert.
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In diesem Monat ist eine 10 CD-Box mit Feldaufnahmen des amerikanischen Pioniers der Musikethnologie Alan Lomax erschienen. Die Feldaufnahmen stammen aus den 1930er Jahren und wurden auf Haiti gemacht. Wegen der nur mittelmäßigen Tonqualität der Aufnahmen haben sie es nicht auf die wegweisende Kompilation “Deep River of Song” geschafft.
Jetzt wurden sie dennoch neu abgemischt und sind unter dem Titel “Alan Lomax’s Recordings in Haiti 1936-1937” mit Linernotes des Musikethnologen Gage Averill erschienen. Auszüge aus dem Feldtagebuch von Alan Lomax sind in dem umfangreichen booklet auch enthalten und wer Lust auf einen Höreindruck hat, der kann sich einige Beispielsongs downloaden unter http://thehaitibox.blogspot.com/.
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Die rechtsgerichtete British National Party (BNP) erklärte kürzlich in ihrem Handbuch, dass man sich die Menschen über die Wiederbelebung der Volkstraditionen ins Boot holen wolle. Folkmusikern in England wird deshalb geraten bei Engagements genau nachzuhaken, wer Veranstalter eines Events ist – besonders zum britischen Nationalfeiertag, dem St. Georges Day im kommenden April.
Die BNP vertreibt außerdem eine Reihe von CDs mit Folkmusik, ohne die betreffenden Künstler nach ihrem Einverständnis zur Veröffentlichung gefragt zu haben. Aus diesem Grund hat sich im Juni dieses Jahres eine Kampagne gegründet: “Folk against Fascism” unternimmt seither verschiedene Aktionen, um auf die ungewollte Verwendung von Folkmusik durch die BNP hinzuweisen.