Halle (Saale)/23. Oktober 2008/”Stunde der Musik”/Freylinghausen Saal der Franckeschen Stiftungen: New Zealand String Quartet und Richard Nunns eröffnen die Konzertsaison der „Stunde der Musik“
Richard Nunns und New Zealand String Quartet, Freylinghausen Saal der Franckeschen Stiftungen, Halle (Saale). 23. Oktober 2008. © 2008 pixeltransfer design studio, Benjamin Ochse.
Die erste Geste schon ist Programm. Als das New Zealand String Quartet die Bühne des erfreulich gut besuchten Freylinghausen-Saals betritt und anstatt sich zu setzen im Stehen die Instrumente ansetzt, läßt sich die Vitalität und Spiellaune der vier Musiker aus Wellington bereits erahnen. Das ausdrucksvolle Capriccio Op. 81 von Mendelssohn eröffnet den Abend. Danach ergreift Helene Pohl (1. Geige) das Wort, um das Publikum auf das niederschmetternd trübsinnige und bedrückende Streichquartett Nr. 11 von Dmitri Schostakowitsch vorzubereiten. Die Bratsche setzt daraufhin in atemlose Ruhe ein. Die vier Musiker halten beim Spielen der sich aneinander reibenden Töne unentwegt Blickkontakt. Mit energischer Entschlossenheit interpretieren sie Schostakowitschs vertonte Begegnung mit dem Tod. Auch wenn die tragische Grundstimmung zermürben will, durch die gespannte Wachheit und die Körperbewegungen des New Zealand String Quartet wird man davon abgehalten sich grüblerischen Gedanken hinzugeben. Die mit Neugier erwartete Komposition für Streichquartett und Walknocheninstrumente „Puhake ki te rangi“ von der Neuseeländerin Gillian Whitehead spürt der pazifischen Unterwasserwelt nach. Als Gast tritt Richard Nunns dem Quartett hinzu. Er gilt als einer der anerkanntesten Musiker Neuseelands und als wichtigster Interpret der traditionellen Maori-Instrumente. Bevor er zum Percussioninstrument tumutumu greift, dem bezahnten Unterkiefer eines Wals, begrüßt Nunns wie es die Tradition verlangt in der Maori-Sprache „das Gebäude, die Verstorbenen, die Lebenden und die Musikinstrumente“. Das Streichquartett bietet den Klangteppich für die sanften Improvisationen von Richard Nunns auf Walknochenflöten und -trompeten sowie der Gefäßflöte nguru. Beim Publikum riefen die Instrumente neugieriges Interesse hervor, das Nunns in der Konzertpause durch die Beantwortung von Fragen hoffentlich noch vergrößern konnte. Schuberts Streichquartett G-Dur kontrastierte mit seinem romantischen Gestus zum Programm der ersten Konzerthälfte und mit einer schwungvollen Armbewegung entlockt das New Zealand String Quartet seinen Instrumenten den Schlussakkord. Ein wunderbares Eröffnungskonzert und ein gelungener Kammermusikabend wecken bereits die Vorfreude auf das kommende Konzert der Reihe „Stunde der Musik“ am 6. November mit der renommierten Klarinettistin Sabine Meyer.
Richard Nunns mit dem Australian Art Orchestra – Live at the 2007 Auckland International Festival:
> Maori Music on “World Routes” – BBC 3 Audio Features