Die Volkswagenstiftung fördert im Rahmen ihrer Initiative „Wissen für morgen – Kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika“ zwei umfangreiche Forschungsprojekte, die in Kooperation mit Universitäten in Afrika, der Schweiz und in Deutschland stattfinden. Ziel ist es den Prozess des Aushandelns von Kultur mit seinen Dynamiken, Kontexten und Akteuren eingehend zu untersuchen. Im Mittelpunkt werden dabei die zahlreichen Darstellungsmöglichkeiten kultureller Themen stehen, die sich durch die Verwendung verschiedener Medien bietet.
Mit insgesamt 410 000 Euro wird das Projekt „The Formation and Transformation of Musical Archives in West African Societies“ von Professor Dr. Raimund Vogels von der Hochschule für Musik und Kunst in Hannover unterstützt. Im Rahmen des Projekts sind vier Workshops und zwei Konferenzen geplant.
Raimund Vogels ist seit 2001 Professor für Musikethnologie in Hannover und gilt als Spezialist für Musik in Westafrika. Ende der 1980er Jahre war er am Aufbau eines Musikarchives an der University of Maiduguri in Nigeria beteiligt und sammelte jahrelang als Mitarbeiter am Linden-Museum in Stuttgart und am Berliner Völkerkundemuseums wertvolle Praxiserfahrung.
Gegenstand seines aktuellen Projektes ist es in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Ghana und der University of Maiduguri (Nigeria) die Bedeutung von materiellen (Noten, Tonträger etc.) und ideellen Archiven (mündlich tradiertes Wissen) zu analysieren: Wie entstehen musikalische Archive in westafrikanischen Gesellschaften und wie verändern sie sich über die Zeit? In welcher Beziehung stehen materielle und ideelle Archive? Wie prägt das „archivierte“ Wissen moderne afrikanische Identitäten?
Das zweite mit insgesamt 516 900 Euro von der Initiative geförderte Projekt „Passages of Culture: Media and Mediations of Culture in African Societies“ von Professor Dr. Till Förster vom Ethnologischen Seminar der Universität Basel findet in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Freiburg, der Bayero University in Kano (Nigeria), der Université de Yaoundé I (Kamerun) und der University of the Witwatersrand in Johannesburg (Südafrika) statt.
Seit 2001 ist Till Förster Professor für Musikethnologie an der Universität Basel und blickt auf eine Reihe Feldforschungen im Norden der Côte d’Ivoire, Burkina Faso, Niger und in Kamerun zurück. Als studierter Kunstgeschichtler arbeitet er an zahlreichen Ausstellungen mit. Einer seiner Forschungsschwerpunkte liegt im Bereich der Kunstethnologie.
Das laufende Forschungsprojekt, in welchem zusätzlich zehn Doktoranden eingebunden sind, geht der Frage nach, welche Bedeutung neue Medien für die afrikanische Gesellschaft haben. Dabei steht die Untersuchung vier verschiedener Fallbeispiele und Themenräume im Mittelpunkt. Besondere Aufmerksamkeit dürfte die Forschung im Niger über die mediale Verlagerung von gespielter Musik in die Bereiche der Literatur und der visuellen Kultur verdienen.