Eine Musikrichtung, deren Grenzen so schwer fassbar sind, wie es bei sonst keinem anderen Musikstil der Fall ist: Neofolk – einer Strömung mit antimodernistischen Zügen, autoritären Überzeugungen und einer Spannbreite an Haltungen. Linksorientierte Bands experimentieren unter dem Label Neofolk, aber auch purer Mainstream läßt sich finden bis hin zu rechtsgerichteten Bands. All das macht die Szene nur schwer fassbar und spaltet das Publikum in harsche Kritiker und begeisterte Fans.
Eine Komponente des Neofolk ist die Provokation, abgeleitet aus dem Industrial: wenn etwa Operationen am menschlichen Körper als Video auf der Bühne abgefahren werden oder ohrenbetäubender Lärm generiert wird. Was einen Teil der Neofolk-Bands ausmacht ist aber auch eine eigenwillige Ästhetik, die sich an Nazisymbolik, Uniformen, Fetisch, Gewalt und Tod orientiert. Denkbar sind ebenfalls Hitler-Zitate in Liedtexten und Samples aus Liedern von Horst Wessel. Ein Sumpf so scheint es.
Mit dem Geschichtswissenschaftler Gregor Hufenreuter versuchten wir Licht ins Dunkel zu bringen. Gregor Hufenreuter hat Geschichte und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität in Berlin studiert, derzeit promoviert er am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichte. 2009 ist ein Artikel von ihm über “Völkisches Liedgut vom Deutschen Liederbuch des Kaiserreichs zum Neofolk der Gegenwart” in einem Sammelband von Uwe Puschner u. Ulrich Großmann über die Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert erschienen.
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