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07 Jul, 2011

[Soundfound #0] Von Pferdegespannen, Balkongeländern und vollgestopften Plastiktüten

Posted by: Redaktion In: Soundfound

Audiovisuelle Reisevorbereitung. Ab 15. Juli erscheinen auf tinya.org Podcast-Baukästen von unterwegs. Das hier ist ein Test-Baukasten mit Material von einer Reise im vergangenen Jahr durch Albanien.

Pferdegespanne sind mit Kisten beladen. Beliefern eifrig Marktstände. Turnschuhe, Tabakballen, Plastikbehälter mit Duschgel, Schrauben, Musik-Cds, Kräuter, Decken, Ohrringe, rohes Fleisch. Der Markt von Korçë ist ab spätestens 10 Uhr übervoll. Verwinkelt in engen Gassen. Unüberschaubar. Lebendig und laut. Wüst türmen sich T-Shirts auf Wühltischen. Rufe. Mittendrin ein Einkaufszentrum. Gefliest und mit gewienerten Scheiben.

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Mitten im historischen Teil der Stadt befindet sich irgendwo neben einstöckigen, aus Mauersteinen geschichteten Häusern das archäologische Museum. Eine Empfehlung laut Reiseführer. Jedoch ist es ganz unmöglich das Gebäude zu finden. Die verwinkelten Straßen und kleinen Gassen lassen sich auf der Karte nicht überblicken. Nehmen überraschende Biegungen und unerwartete Längen. Schilder mit Straßennamen gibt es so gut wie gar nicht. Fast über jede Mauer eines Grundstücks luckt violett farbener Wein hervor. Breitet sein Blätterdach schattenspendend über die kleinen, engen Innenhöfe und Balkons aus. Verschnörkelte, eiserne Balkongeländer, deren Farbe vom Rost gesprengt wird. Schroffe Schieferdächer. Behäbig und dicht bedecken die Gebäude den alten Teil der Stadt.

Durch die Altstadt von Korçë streifen auch Spiegelreflexkameras, Kauderwelsch-Albanisch-Büchlein und Survival-Hosen. Verständlicherweise etwas desorientiert, ob der vielen Eindrücke. Albanien wird nur von wenigen Touristengruppen besucht. Wissbegierige Studienreisende.

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Auf einer Konferenz zur Aufteilung des Balkans, soll Bismarck einst über Albanien geäußert haben, dass das Land lediglich ein geographischer Begriff sei. Die Erfahrung von Ausgrenzung und Nicht-Anerkennung steckt den Menschen in Albanien immer noch in den Knochen. Aber es schützt das Land nicht davor, selbst zu marginalisieren. Am Straßenrand, auf einer kleinen grünen Freifläche, zwischen den Stämmen entlaubter Bäume ist eine Wäscheleine aufgespannt. Darauf Kleidungsstücke. Zwei, drei Haufen mit vollgestopften Tüten liegen ganz in der Nähe. Drei Frauen und ein Kind sitzen im Schneidersitz und reichen einen gelben Plastikbecher Reih um. Dürres Gras unter abgelaufenen Pantoletten. Wackelige Häuser aus Plastikplanen, Holzstangen und Metallteilen. Alles provisorisch. Jeder Zeit bereit weiterzuziehen. Nie habe ich Roma und Albaner zusammenstehen sehen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird in einer Bar der Mittagstisch gedeckt. Keöfter, buke und tschovte und ringsrum, im Vorbeigehen, Bryn Christopher:

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